Schreibimpulse und ihre Ergebnisse
Mehr oder weniger regelmäßig arbeite ich gerne mit Schreibimpulsen. Das sind kleine Schreibanregungen, die ich mir z.B. aus dem Internet hole. Es gibt viele verschiedene Schreibimpulse. Man kann sich z.B. ein paar Wörter raussuchen oder vorgeben lassen, die man dann in ein Gedicht oder eine Geschichte einbauen muss. Oder man verfasst eine Geschichte zu einem festgelegten Thema oder zu einem Bild. Außerdem werden oft Workshops zum Thema "Schreibzeit" oder "Schreibimpulse" angeboten.
Ich mag diese kurzen Schreibzeiten zwischendurch gerne. Vor allem zwischen zwei Büchern oder wenn ich in einem Buch nicht weiterkomme. Oder auch einfach nur, wenn ich Stress habe und mich auf etwas anderes konzentrieren möchte. Und hier auf meiner Seite möchte ich euch gerne die Ergebnisse vorstellen.
Cocktail
Du stehst
allein
umgeben von
Menschen
lauschst
ihren Worten
und
lachst
an den richtigen
Stellen.
Doch
das Einzige
das dir
Halt gibt
ist
der Cocktail
in deiner Hand.
©Daniela Heinen
Schreibimpuls: Verfasse eine Geschichte mit den Wörtern, die wir in einer Runde "Ich packe meinen Koffer..." gesammelt haben:
Wörterbuch Möwisch/Deutsch, riesengroßer Sonnenschirm, Klapprad, nachwachsende Schokolade, Terrarium mit Giftspinnen, Heckenschere, konstante 23 Grad bei leicht bewölktem Himmel, roter Farbstift, Birkenstock Sandalen, Blumenübertopf, endlose Zeit
Urlaubsgefühle
Gisela machte noch zwei ausladende Schritte auf den Strand und ließ seufzend die beiden großen Taschen fallen, die sie in den Händen getragen hatte. Sie hob die Hände wie beim Segen in der Kirche und rief: »Hermann, hörst du es? Dieses Meeresrauschen! Wie ich das vermisste habe! «
Hermann kam schnaufend hinter ihr die Düne hoch geschlurft, den riesengroßen Sonnenschirm wie einen Wanderstock benutzend. »Schatz, zieh Birkenstock Sandalen an. Deine Füße müssen atmen können. «, murmelte er genervt vor sich hin und warf seiner Gattin einen bösen Blick zu. Sein Meckern wurde lauter: »Du und deine blöden Sandalen! Jetzt sind sie mir schon dreimal von den Füßen gerutscht. Du willst ja nur, dass ich mir die Knöchel breche! «
Gisela beachtete ihn nicht. Sie war damit beschäftigt, sich ihren Platz am Strand fein zu machen. Nachdem sie eine große Decke ausgebreitet hatte, ließ sie sich darauf nieder. Hermann kam heran und rammte voller Wut den Sonnenschirm neben seiner Frau in den Sand.
Gisela begann sich einzucremen. »Hast du mein Klapprad unterhalb der Dünen angeschlossen? «, wollte sie wissen. Hermann plumpste neben ihr auf die Decke und schnaufte. »Du meinst dieses vermaledeite Rad, das ich den ganzen Weg unter dem Arm hierherschleppen musste? « Hermanns Stimme war nur ein wütendes Zischen. »Wozu bitte, Gisela? « Seine Frau lächelte. »Na, damit ich darauf schnell zurück zur Pension radeln kann, wenn ein Sturm kommt. «
Hermann schaute zum Himmel. »Wir haben konstante 23 Grad Celsius bei leicht bewölktem Himmel! « »Wetterwechsel, Hermann, Wetterwechsel! « Hermanns Blick fiel auf eine der Taschen, die er getragen hatte. »Und warum haben wir bitte eine Heckenschere dabei?« Gisela schaute ihn verständnislos an. »Falls wir uns durch die Dünen schlagen müssen.« Hermann verdrehte die Augen und zog die Tasche zu sich heran, um nach der Tageszeitung zu suchen. Stattdessen zog er ein Wörterbuch heraus: Möwisch/Deutsch. Fassungslos schüttelte der den Kopf. Gisela sah es und erklärte sofort: »Bildungsurlaub, Hermann. Man sollte immer mit den Einheimischen kommunizieren können.« Er stand auf. »Ich gehe ins Wasser!«, seufzte er resigniert.
Gisela stopfte sich gerade ein Stückchen ihrer nachwachsenden Schokolade in den Mund und sagte kauend: »Ich begleite dich.« Hermann ignorierte sie und machte sich auf den Weg, doch Gisela pfiff ihn energisch zurück. »Der Blumenübertopf!« Hermann blieb stehen. »Was ist damit?« Gisela stand auf. »Aber Liebling. Der muss doch noch auf die Decke!« Sie sah, dass ihr Gatte fragend die Augenbrauen hochzog und tätschelte liebevoll seine Wange. »Damit sie im Sturm nicht wegfliegt«, erklärte sie seelenruhig und trippelte Richtung Meer. Sie seufzte zufrieden. »Ach, ich wünsche mir endlose Zeit hier!«
Hermann holte den Blumenübertopf aus einer Tasche und pfefferte ihn auf die Decke. Er starrte Gisela nach. »Und ich wünsche mir ein Terrarium voller Giftspinnen«, murmelte er. »Sobald wir wieder zu Hause sind, werde ich eins kaufen. Ohne Deckel. Und dann streiche ich den nächsten Urlaub mit einem dicken, roten Stift aus dem Kalender!« Gisela drehte sich zu ihm um. »Hermann, nun komm doch endlich!« Er trat sich seine Sandalen von den Füßen, tat noch einen tiefen Seufzer und ergab sich in sein Schicksal.
©Daniela Heinen, 19.06.2024
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